Tanzen
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Tanzschule Kaszinski
Als Jugenlicher hatte ich natürlich keine Lust zur Tanzschule. Meine Mutter aber
meinte, ein Mann müsse Tanzen können, dann hätte er bei Frauen große
Chancen. Außerdem wollte sie mir mein Taschengeld kürzen, wenn ich nicht
wenigstens einen Kursus durchziehen würde. Gemeinsam mit einem Klassen-
kameraden, dem es ähnlich erging, meldeten wir uns im Oktober 1970 bei der
Tanzschule Kaszinski am Mittelweg in Hamburg an.
Schon wenige Monate danach sprachen mich auf einem Schulfest zwei der
schönsten Mädchen an, ob ich der wäre, der bei Kaszinski einen Tanzkursus
gemacht hätte. Beide wollten den Anfängerkursus mit mir machen. Da es
Damenüberschuss gab, durften ich als Gastherr kostenlos mitmachen. Die
Chance ließ ich mir nicht nehmen.
Dann wollten die Mädchen den Fortgeschrittenenkursus mit mir machen, den ich
aber nicht bezahlen wollte. Es erforderte sehr viel Überredungskunst, bis Frau
Kaszinski mit der Bemerkung einwilligte: „Aber wenn er auffällt, muss er gehen
oder bezahlen.“
Ich fiel auf: Frau Kaszinski nahm mich zur Seite und fragte, ob ich Lust hätte, ihr
in den Ehepaarkursen zu assistieren – sozusagen als Hilfstanzlehrer. Sie würde
dann immer kurz vor Kursbeginn die Schritte mit mir durchgehen. Woh! Erst keine
Lust, dann fliegen einem die hübschen Mädchen zu und nun schon Assistent der
Tanzschulinhaberin.
1971 erhielt ich dann das Welt-Tanzabzeichen des ADTV und 1972 belegte ich
den 2. Platz beim Anfängerturnier der Tanzschule. Der fand auf dem Abtanzball
auf großer Bühne statt. Ich diente als Tanzpartner für ein mir bis dahin
unbekanntes, sehr nettes Mädchen, dass gerne teilnehmen wollte, aber keinen
Herren hatte.
1973 folgten die Deutschen Tanzabzeichen des ADTV in Bronze und Silber, 1974
Gold und Goldstar. In allen Fällen diente ich als Tanzpartner für prüfungswillige
Damen und musste deshalb selbst die Prüfung ablegen.
Turniertanzen
In der Tanzschule lernte ich eine turnierwillige Dame kennen, wir traten dem Club
Cerónne im ETV Hamburg bei, absolvierten dort 1986 das Deutsche
Tanzsportabzeichen in Silber (DTSV) und gewannen im gleichen Jahr den kleinen
Charlie-Pokal Vereins.
Parallel übten wir weiterhin in der Tanzschule im Rahmen des Tanztees, der jeden
Sonntag stattfand. Dort lernte ich meine nächste Tanzpartnerin kennen. Mit der
Tanzschule verbunden war der Verein Harvestehuder Casino, für den ich ab
Oktober 1986 die ersten Turniere in der Klasse E-Standard bestritt (Trainer:
Norbert Kohl).
Die Räume in der Tanzschule waren schließlich für Turniertanzen langfristig zu
klein und wir wechselten 1987 zum befreundeten TC Rotherbaum Hamburg, wo
wir bei Klaus und Gitta Gundlach trainierten und schon nach zwei Wochen das
Turnier Sen.D/I-Standard in Berlin gewonnen haben. 1988 wurden wir Sieger im
Mannschaftswettkampf gegen den TSC Rhein Lahn Royal Lahnstein. In
demselben Jahr konnten wir das Turnier Sen.D/I-Standard in Oldenburg
gewinnen und sind in die Klasse Sen.C/I aufgestiegen.
Mit meiner neuen Tanzpartnerin aus Kiel begann ein effektives Training mit
gegenseitiger Unterstützung. Wir trainierten fortan im Wechsel bei Klaus
Gundlach und Ursula Bruske im TC Roland Bad Bramstedt. Für zusätzliches
freies Training trat ich dem Grün-Weiß-Club Kiel bei. Durch den örtlichen Abstand
von knapp 70 km und durch meine freiberufliche Tätigkeit war leider die
Kontinuität nicht gegeben, um mehr als zwei Siege und zwei Vize-Landesmeister
zu erreichen. Ansonsten waren wir die ewigen Zweiten und manchmal auch
Dritten.
1990 Sieger Sen.C/I-Standard in Kronshagen
1991 Vize-Landesmeister Schleswig-Holstein, Sen.C/I-Standard
1992 Sieger Sen.B/I-Standard in Oldenburg
1993 Vize-Landesmeister Schleswig-Holstein, Sen.B/I-Standard
Zwischendurch erhielt ich 1991 noch das Deutsche Tanzturnierabzeichen des
DTV in Bronze.
Herr Gundlach ermöglichte uns mehrmals Sondertraining bei Weltmeistern, wie
zum Beispiel dem Bundestrainer Wolfgang Opitz oder Weltmeistern aus England.
Aus der Erfahrung dieser Zeit ging auch ein Fachartikel über das ›Mentale
Tanzen‹ hervor, der in der Fachzeitschrift TANZEN publiziert wurde.
1991 gab es einen Wechsel zum näher gelegenen Verein 1. SC Norderstedt
(Trainer: Michael Joka), was mit einer neuen Tanzpartnerin verbunden war.
Wegen fehlender Paarharmonie beim Tanzen endete dieses kurze Intermezzo
bereits nach dem ersten Turnier.
Da auch meine frühere Tanzpartnerin aus Kiel gerade ohne Tanzpartner war,
schwebten wir vorübergehend wieder gemeinsam über das Tanzparkett. Ein Jahr
später konnte ich mit einer neuen Tanzpartnerin im ersten und wegen eines
Sportunfalls leider auch einzigen Turnier einen guten 4. Platz erreichen. Dies war
im September 1993 auch mein absolut letztes Turnier.
Die Post-Turnierzeit
Durch meine freiberuflichen Tätigkeiten war ich während der Woche ständig
irgendwo in Deutschland. Am Wochenende hatte ich dann zuhause derart viel zu
tun, dass nicht einmal dann Training möglich war. Dennoch versuchte ich In der
auftragslosen Zeit wieder in den Turniersport zurückzufinden. So war ich einige
Wochen Gast im Alster-Möve-Club und trainierte bei Kerstin Jörgens, die darauf
bestand, dass wir in der S-Klasse trainieren. Auch im TC Hanseatic Lübeck
durfte ich einige Wochen bei Asis Khadjeh-Nouri trainieren. Hier war allerdings
die Fahrzeit nach Lübeck im Feierabendverkehr das KO-Kriterium. Eine
angenehme Mitgliedschaft verbrachte ich noch im TTC Atlantic Hamburg, wo ich
mit verschiedenen Damen unter der Leitung von Thomas (und später Christine)
Heitmann trainieren durfte.
Schließlich lernte ich meine jetzige Frau kennen und ich entschloss mich zum
Motto: Wenn Tanzen, dann entweder mit ihr oder gar nicht. So versuchten wir es
unter mehreren Trainern im TSC Nord Rellingen, in der TSA der Hamburger
Turnerschaft von 1816, dem Imperial Club Hamburg und schließlich vor Ort in
der Tanzsparte des SV Henstedt-Ulzburg. Da in einem Tanzkreis leider auch
Latein- und Modetänze getanzt werden, zu denen wir beide überhaupt meine
Lust hatten, habe ich mich 2015 entschlossen, die Tanzschuhe an den Nagel zu
hängen.
Das war mein letzter Walzer (The Last Waltz).
ADTV-Nadeln
2. Preis