Astronomische Beobachtungen
Impressum: Verantwortlich im Sinne des §5 TMG ist Dr. Erik Wischnewski.
Mond bedeckt Aldebaran
Der vergessene Mond
Ich war am 23. Dezember in vollen Zügen in den Vorbereitungen für Weihnachten und hatte
die Sternbedeckung von Aldebaran völlig vergessen. Als ich mit der Arbeit fertig war, blieb mir
noch ein wenig Zeit, um auszuprobieren, ob es für visuelle Beobachtungen des Mondes
(meine Frau zeichnet gerne Mondkrater) genügt, für die Ausrichtung ihres Nexstar-Refraktors
nur den Mond zu verwenden. Gerade kommt der Mond dabei ins Blickfeld, da traue ich meinen
Augen nicht. Ein heller Stern dicht am Mondrand. Sofort überlegt: Mondrand zeigt Krater und
es ist zunehmender Mond, d. h. Mond bewegt sich auf den Stern zu, wird ihn also in wenigen
Minuten bedecken.
Jupitermond Europa bedeckt Io
Jupiter umläuft unsere Sonne in 11.86 Jahren. Während eines Umlaufs überquert Jupiter
zweimal die Erdbahnebene (Ekliptik), also etwa alle sechs Jahre. In den Monaten davor und
danach sehen wir die Bahnen der vier großen Jupitermonde von der Kante. Deshalb kommt
es in dieser Zeit zusätzlich zu den häufig sichtbaren Ereignissen der Jupitermonde (mit
Jupiter) auch zu gegenseitigen Ereignissen der Jupitermonde, wie Bedeckungen und
Verfinsterungen.
Am 15.02.2015 riss die Wolkendecke auf und erlaubte die Beobachtung der Bedeckung von Io
durch Europa. Leider bildeten sich immer mehr Zirruswolken in der Nacht.
Bedeckung von Yed Prior durch (472) Roma
Der rote Riesenstern Delta Ophiuchi (Yed Prior, HD
146051, SAO 141052) wurde am 8. Juli 2010 um etwa
21:57 UT vom Planetoiden (472) Roma für etwa 6
Sekunden bedeckt. Da der Stern eine visuelle Hellig-
keit von 274 besitzt, konnte das Ereignis ohne Pro-
bleme photographisch gemessen werden und war
zudem ein ideales Beobachtungsobjekt für jeden
Amateurastronomen.
In der Nacht 8./9. Juli 2010 wurde mit einem Meade
LX200ACF 8" (f/10) und der Logitech Quickcam
Express mehrere Minuten lang das Ereignis mit 15 fps
gefilmt und die Bildern sofort als BMP-Dateien im
Format 640×480 abgespeichert. Es wird für jede der
drei RGB-Farben (607 nm, 556 nm und 466 nm) eine
Lichtkurve präsentiert.
Die Bedeckung dauerte in Kaltenkirchen insgesamt
5.93 Sekunden, wovon die totale Phase 2.90 Sek. in
Anspruch nahm. Daraus ergibt sich ein mittlerer
Durchmesser des Riesensterns von 54 Sonnenradien
und eine Mindestgröße des Planetoiden von 40 km.
Eine geringe Unsymmetrie der Lichtkurve (der Eintritt
dauerte ca. 12% länger als der Austritt) könnte auf eine
große Eruption des Roten Riesen hindeuten.
Einfaches Radioteleskop
Als ich in der 4. Auflage meines Buches über die Möglichkeit schrieb, ein ein-
faches Radioteleskop ohne Elektronik-Kenntnisse zu bauen, um damit die
Sonne zu messen, musste ich den Hinweis ergänzen, dass ich aus Zeitgründen
meinen Vorschlag noch nicht in der Praxis überprüfen konnte. Das habe ich
zwischenzeitlich nachgeholt.
Das Photo zeigt die Konstruktion, bestehend aus einen handelsüblichen 85 cm
Sat-Spiegel, einem einfachen LNB, etwas Holz und einer Alu-Schiene mit
Schraubzwinge. Als Anzeigeinstrument habe ich mich für die Luxusausführung
für 129 Euro entschlossen, die damit etwa doppelt so teuer ist wie die einfache
Messwertanzeige inkl. Batterien und Verstärker. Dafür aber bietet sie die Mög-
lichkeit der Polarisationsumschaltung und der Bandumschaltung.
Im ersten Versuch wurde die Analoganzeige mit einer Digitalkamera gefilmt und
anschließend alle 30 Sek. ein Messwert abgelesen. Mittlerweile habe ich einen
Ausgang eingebaut, der mir die Übernahme der Spannung für einen A/D-
Wandler ermöglicht und will die Werte direkt im PC speichern. Dann muss auch
ein Gaußfit erstellt werden und nicht wie in der unteren Graphik mit Excel ein
Polynom.
Im Laufschritt Kamera geholt, T2-Adapter gesucht (verdammt, wo ist der?), Remote-Bedienung rausgeholt (wegen Verwackeln), angebaut und los
geht's. Nee, was ist das denn? Batterie der Fernbedienung ist leer. Wo ist der einfache Kabelauslöser? Gefunden, angeschlossen, noch drei
Minuten. Monitor ausgeklappen, Live-View an, grob fokussieren und auslösen. Belichtungszeit verändern und wieder auslösen und nochmal und
nochmal ... ISO 400 und 1/30 Sekunden ... passt. Jetzt aber schnell die Serie. Und weg ist er, der "alte Baran".
56 Bilder sind es geworden, etwa alle 4 Sekunden. Kontrast nachbearbeitet, Ausschnitt gewählt, Bilder mit MAGIX Video Deluxe zum Film
montiert und schon ist der kleine Videoclip fertig.
Dieses Ereignis habe ich mit meinem 5” ED-Apochromat f/7.5 und der Canon EOS 60Da dokumentiert. Als Belichtungszeit wurde 1/20 Sek. bei ISO
800 gewählt. Die Bildserie wurde anfangs im Abstand von 10 Sekunden und später im 5-Sekunden-Takt aufgenommen. Beobachtungsort:
Kaltenkirchen (WGS84: –9.9363611°,+53.8311389°, 34 m).
Die Helligkeit von Europa und Io zusammen wurde mit der von Ganymed verglichen. Aus der Lichtkurve konnte die Mitte der Bedeckung für
01:01:20 MEZ = J.D. 2457068.50223 UT bestimmt werden (± 5 Sekunden). Die Dauer der Bedeckung betrug ca. 8 Minuten, die Amplitude lag bei
0.49 mag. Die stärker werdende Streuung der Messungen und die gleichzeitig größeren Fehlerbalken sind Zeugnis der zunehmenden Zirrenbildung.
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Am 16.11.2024 findet ab 12 Uhr an der Sternwarte in Lübeck das nächste Norddeutsche Astro-Fotografen-Treffen (NAFT) statt.