Musizieren
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Erik und Musizieren? Das kann nicht sein!
Und so ist es auch. In der Hauptschule hatte ich im Singen eine 5.
Auf dem Gymnasium erhielt ich in Blockflötespielen eine 4, hatte aber
in der Theorie eine 1 bis 2, und somit stand im Zeugnis eine stabile 3.
Dann sah ich in der Schaubude im NDR-Fernsehen eine elektronische
Orgel, ich glaube es war eine Hammond. Später hörte ich auch noch
eine Wersi und ich war ganz fasziniert. 1979 kauften wir uns eine
Yamaha A55. Meine Frau nahm einmal in der Woche Privatstunde bei
einem Orgellehrer (Norbert Schau), der zu uns ins Haus kam. Ich
wollte lieber nur so in die Tasten hauen, wie mir der Sinn stand. Noten
lesen konnte ich ja und für eine einfache Melodie in C-Dur reichte es,
später klappte es dann auch mit F- und G-Dur.
Wir bemerkten sehr schnell die Grenzen der kleinen Yamaha und
unser Orgellehrer, der im Steinway-Haus in Hamburg ebenfalls
unterrichtete und dorthin beste Kontakte hatte, vermittelte uns 1980
eine Eminent Solina F217 zu einem Vorzugspreis bei gleichzeitiger
Inzahlungnahme der noch gut erhaltenen Yamaha.
Seit 1982 steht die Orgel nun als Schmuckstück im Wohnzimmer
unseres neuen Eigenheims in Kaltenkirchen. Gespielt wurde sie kaum
noch. Erst 2019 war mir danach, es wieder zu versuchen. Die Orgel
streikte. Alles im Inneren war verstaubt, verdreckt und korrodiert, vor
allem die Kontakte. Mit viel Spray, Mühe und Geduld kehrte die Orgel
allmählich ins Leben zurück. Vor allem musste ich sie täglich spielen,
um die Kontakte wieder leitfähig zu bekommen.
Dem Erik die Flötentöne beibringen.
Wo ich nun schon die Blockflöte aus der Schulzeit erwähnte, wo ist die
eigentlich? Meine Schwester entdeckte sie tief vergraben irgendwo
unter den alten Sachen.
Da war sie: die gute Mollenhauer Student mit Tasche und Flöten-
wischer aus dem Jahr 1964. Das Labium ist mit einem fettig-klebrigen
Überzug total versifft gewesen, der nur mit einem Messer abgekratzt
werden konnte. Ebenso der Block und der Schnabel. Die Labiumkante
(Schneide) ist völlig verunstaltet. Der Kork ist derart vertrocknet, dass
das Unterstück nicht mehr im Kopfstück Halt findet. Befeuchten des
Korks hilft vorübergehend.
Anno 2022 nahm ich mir nun vor, auch auf der Blockflöte zu üben.
Sowohl Orgelspielen (wie auch Klavier und Flügel) als auch die
Flötentöne zu beherrschen, verlangen eine gewisse Fingerfertigkeit
und Koordination. Beides müssen kleine Kinder lernen. Für ältere
Menschen ist es eine Möglichkeit, den Verlust dieser Fähigkeiten
durch Alterungsprozesse entgegenzuwirken.
Ob die alte Mollenhauer noch ausreichend gestimmt war oder nicht,
konnte ich aufgrund zahlreicher Missklänge wegen ungenauer
Fingerpositionen und noch schlechter Blastechnik nicht feststellen.
Sicherheitshalber kaufte ich mir eine neue Sopranflöte, dieses Mal
von Moeck, da ich unbedingt eine in Ahorn natur haben wollte. Ich
entschied mich für die Einlochvariante mit deutscher Griffweise. Die
Moeck-Flöte ist auf 442 Hz gestimmt.
Meine Frau meint, die Flöten klängen sehr piepsig. Das sei bei
unseren Ekelinnen so und auch bei mir. Darauf bin ich nicht
eingegangen, aber bei meinem spielerischen Versuch, beide Flöten
gleichzeitig zu spielen, vernahmen wir einen wundervollen Klang, der
auch meiner Frau gefiel. Leider ist mein Mund nicht breit genug, und
außerdem habe ich keine vier Hände. Aber als Duo oder in der
Gruppe muss das ganz toll klingen.
Angeregt durch die Kritik meiner Frau kaufte ich eine weitere
Sopranflöte. Dieses Mal wurde es eine Mollenhauer Denner in
Birnbaum. Ich entschied mich jetzt für Doppellöcher und barocker
Griffweise, ebenfalls auf 442 Hz gestimmt.
Eminent Solina F217
links: Mollenhauer Student
mitte: Moeck Flauto Rondo
rechts: Mollenhauer Denner
Ich fasse zusammen:
Meine Spielkünste sind nach wie vor von der Qualität ›unter der Dusche‹ und nicht
für die Ohren meiner Mitmenschen geeignet. Aber mir macht das tägliche ›in die
Tasten hauen‹ und ›ins Rohr blasen‹ Spaß. Solange meine Frau das Musikstück
erkennt und mir schmeichelt, es hätte sich gut angehört, solange bin ich glücklich.
Ganz nach dem Motto: Schön muss es nicht sein, aber laut.
Am 16.11.2024 findet ab 12 Uhr an der Sternwarte in Lübeck das nächste Norddeutsche Astro-Fotografen-Treffen (NAFT) statt.